Kambodscha

Ikat stand in Kambodscha bis zum Regime der Roten Khmer in voller Blüte. Die Tempeltänzerinnen waren schon vor mehr als 1 000 Jahren mit diesen feinen Seidenstoffen bekleidet. Ikats hatten kultische Bedeutung. Die Terrorherrschaft der Roten Khmer hat diese Kunst beinahe vollständig vernichtet. Die Frauen, die diese Ikats gewebt hatten, wurden nahezu alle ermordet, die Webstühle zerschlagen, die Maulbeerbäume – die Nahrung für die Seidenraupen – und die Färberpflanzen zerstört.
Vor etwa 20 Jahren fand der Japaner Kikuo Morimoto in ­einem Flüchtlingslager eine alte Frau, die noch über dieses Handwerk Bescheid wusste. Er suchte in abgelegenen Dörfern in der Gegend von Takeo, südlich von Phnom Penh, nach überlebenden Weberinnen. Mit deren Hilfe gründete Morimoto in Siem Reap eine Manufaktur, das „IKTT Institute for Khmer Traditional Textiles“, in der diese alte Tradition wieder zum Leben erweckt wurde. Heute besteht in der Nähe der Tempelanlage von Angkor ein Dorf mit ungefähr 30 Familien. Dort werden wieder die Maulbeerbäume und alle zum Färben nötigen Pflanzen angebaut, die Webstühle errichtet und ausschließlich die alten traditionellen Ikat-Muster gewebt.