Die Sticktechnik Phulkari heißt in Punjab „Blumen-Werk“ oder „Blumen-Garten“ und war ursprünglich die Bezeichnung für alle Arten von großen bestickten Kopftüchern. Diese traditionell von Frauen hergestellten Stickereien stammen aus dem Norden Indiens, vor allem aus dem Punjab.
Phulkaris werden mit ungezwirnten Seidenfäden meist auf handgewebtem bräunlich rotem Baumwollstoff, genannt Khadar, mit Spannstichen aufgestickt. Diese tiefrote Farbe der Tücher hat auch symbolische Bedeutung. Da die Baumwollgewebe auf kleinen Webgeräten angefertigt werden, die nur 45 bis 60 cm schmale Stoffbahnen ermöglichen, werden für die Herstellung eines Phulkaris drei bis vier Stoffstreifen zusammengesetzt. Die gefachte, also ungezwirnte Seide (Pat)wird aus Afghanistan, Kaschmir und Bengalen importiert. Da die Seide sehr teuer ist, verwendet man den Spannstich, da bei dieser Sticktechnik der Faden nur auf der Schauseite aufliegt und kein Material verschwendet wird. Diese spezielle Technik kennt man seit dem 15. Jahrhundert. Es wird vermutet, dass sie mit nomadisierenden Stämmen Zentralasiens nach Indien gelangte.
Die Gestaltung der Phulkaris ist regional unterschiedlich und wird auch maßgeblich von der vorherrschenden Religion beeinflusst. Die geometrischen Muster der Moslemfamilien werden traditionell von den Müttern an die Töchter weitergegeben, jede Familie hat dabei ihre eigenen bevorzugten Motive. Diese werden zum Teil nach dem Gedächtnis gestickt oder man orientiert sich an älteren Exponaten. Entweder werden die Konturen der Ornamente vor dem Sticken mit einer Nadel in den Stoff geritzt oder es erfolgt eine „Vorzeichnung“ mit einfachem Heftstich.
Die Arbeit an den Phulkaris wird schon mit der Geburt eines Mädchens von der Großmutter begonnen, eingeleitet von Ritualen und Gebeten. In hinduistischen Regionen stickt man auch figurale Motive und ganze Alltagsszenen. Diese Tücher, die vor allem im östlichen Punjab von Hindufamilien hergestellt werden, bezeichnet man als Sainchi.