Westindien – Raabari

Der Name „Rabari“ bedeutet „ohne Heimat“ und weist auf das Nomadentum dieses Volkstamms hin. Es gibt eine Legende, die einerseits vom ursprünglichen Heimatland der Rabari erzählt, und andererseits auch auf die spezifische Farbsymbolik der Kleidung der Rabari-Frauen Bezug nimmt: „Der Überlieferung entsprechend lebten ihre Vorfahren als Kamelhirten im Gebiet von Marwar in Rajasthan. Als einer der moslemischen Könige ein Rabari-Mädchen für sich gewinnen wollte, verweigerte sich der Stamm diesem Ansinnen und floh nach Sindh in den Schutz eines anderen Herrschers. Als dieser im Kampf getötet wurde, mussten die Rabari sich erneut in Sicherheit bringen und zogen durch Kachchh. Ihre Frauen aber trugen schwarze Kleidung als Zeichen der Trauer über die tödliche Auseinandersetzung.“
Bis heute sind die in der Grundfarbe schwarzen Woll-Schleier ein Charakteristikum der Kachchhi-Rabari-Kleidung. Die heutigen Rabari sind meist Schaf- und Ziegenhirten, leben vom Verkauf der Milch und verspinnen die Wolle der Tiere, welche anschließend von professionellen Webern verarbeitet wird. Wie bei vielen anderen Volksgruppen spielt die Stickerei vor allem für die Mitgift eine wichtige Rolle, wobei die Mütter bei der Geburt einer Tochter mit der Anfertigung der Brautausstattung beginnen. Bis heute ist das Sticken ein zentraler Aspekt im Leben der Rabari-Frauen, was sich in den aufwendigen Dekorationen der Kleidung zeigt. Wegen der nomadischen Lebensform der Rabari weisen ihre Stickereien unterschiedliche Kultureinflüsse auf.
Die vorherrschende Sticktechnik Pakka ist der Leiterstich, eine Variante des Kettstichs, der breite strickleiterartige Spuren bildet, die auch sehr gut geschwungen gearbeitet werden können. Das Wort bedeutet „rein“ und wird als Begriff für kompakte Stickereien aus Leiterstichen und doppelten Knopflochstichen verwendet.
Ein Kennzeichen der Rabari-Stickerei sind Motive, die von kurzen parallelen Linien begleitet werden. Häufig sind diese Stickereien mit Spiegelstickerei, Shishadur, kombiniert.