Flores

Indien

Filzteppiche

Wollflockentechnik
Die meisten Nomadenteppiche sind jedoch in Wollflockentechnik gestaltet, bei der ein Muster aus farbigen Vliessträngen und Büscheln auf die Matte aufgelegt wird.
Durch diese Vorgangsweise erscheint das Muster scharf begrenzt und klar auf der Vorderseite. Zuerst wird ein großes grafisches Element gelegt, z.B. Widderhornmotive, ein großes anderes Symbol. Danach werden die Zwischenräume mit andersfarbigen Vliesbüscheln/Wollflocken dicht ausgelegt, sodass das gewünschte Muster bereits erkennbar ist. Das Ganze liegt ganz lose auf einer Grundfläche und fügt sich erst beim Filzprozess dicht zusammen. Obwohl die Nomaden diese Arbeit sehr sorgfältig durchführen, verschiebt sich beim Einrollen des Vlieses das Muster ein wenig und noch einmal beim Reibe- und Rollvorgang. Daher zeigen diese Art von Filzteppichen ein charakteristisches, wie verschwommen und verzerrt wirkendes Muster.

Kashmir

Kaschmirschals
Die Sammlung umfasst eine Reihe von Schals aus Kashmir, die hinsichtlich der Herstellungstechnik, der Farbgebung und des Alters beträchtliche Unterschiede aufweisen. Man findet hier traditionell in Bobinetweberei hergestellte Schals, solche bei denen sich Stickerei und Gewebe zu einem Muster ergänzen und auch einige bei denen die Stickerei die traditionellen Webmuster ersetzt hat.

Geschichte der Kashmirschals

Die älteste Form des Kashmirtuchs weist keinerlei Stickereien auf, sondern die farbigen Muster wurden ursprünglich in Bobinetweberei gefertigt. Die Webtechnik der Kaschmirschals ähnelt der, die für die Herstellung von Gobelins üblich ist: Das Muster wird aus einzelnen Fäden von nterschiedlicher Farbe gewonnen; mit Hilfe der Webspule, um die die Farbfäden gerollt sind, werden sie zwischen die Kettfäden gezogen.Von der Wirkerei unterscheiden die Schals sich jedoch durch die Art ihrer Bindung: Man webt sie in Köperbindung 2/2. Der Stoff wird von der Rückseite gewebt, die farbigen Schussfäden hängt man aneinander. Dadurch entsteht an den Farbgrenzen eine leichte zweifarbige Erhöhung, die auf der Vorderseite nicht sichtbar ist.Ihren Ruhm haben die Schals aus Kashmir den außerordentlich feinen Musterungen, aber auch ihrem einzigartig weichen Material zu verdanken: Das Material wird meist aus der feinen Unterwolle der changra Ziege gewonnen, welche die Tiere vor der extremen Kälte der Gebirgsregionen schützt. Die feine Unterwolle wird anschließend von den Frauen in Kashmir mit der Hand gesponnen.Der Ursprung des exklusiven Kunsthandwerks der Region Kashmir ist nicht bekannt, aber die ersten Hinweise auf diese Tücher gehen auf die Literatur der Regierungszeit des Herrschers Akbar zwischen 1556 und 1605 zurück, da dieser selbst eine große Sammlung von Kashmirschals besaß. Auch die indischen Miniaturen dieser Zeit zeigen feine, handgewebte Schals. Diese Tücher erfreuten sich ab der zweiten Hälfte des 18. Jh. in Europa, und hier besonders in Frankreich, großer Beliebtheit.Man trug die leichten Tücher über der Schulter drapiert oder verarbeitete sie zu eleganten Kleidern im Empire-Stil. Im 19. Jh wurden die Schals dann größer und dicker. Doch unterschiedliche Ursachen führten zum Niedergang dieser herausragenden Webtechnik: Für den ersten Einsatz von Stickerei auf Kashmirschals gibt es keine verlässlichen Quellen, die weiter zurückreichen als zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Der Amli-Schal verdankt seine Einfühhrung wahrscheinlich dem Einfallsreichtum des armenischen Händlers Khwaja Yusuf, der wusste, dass bestickte Waren nicht besteuert wurden und so dem textilen Gewerbe in Kashmir wieder zu neuem Aufschwung verhalf. Meist geht man davon aus, dass die Stickereien nur Imitationen der sehr zeit- und arbeitsintensiven Webtechnik waren, sie weisen aber sowohl ästhetisch als auch handwerklich eine sehr hohe Qualität auf. Ursprünglich diente die Stickerei vermutlich zur Reparatur beschädigter Tücher: Im Unterschied zu den meisten anderen Stickereien Indiens werden Kashmirschals von Männern hergestellt und waren immer nur für kommerzielle Zwecke bestimmt.Der Markt für bestickte Pashminas ist heute wieder sehr groß, allerdings gibt es immense Qualitäts unterschiede bei Material und Stickerei. Für billigere Schals wird gröbere Schafwolle verwendet, teilweise importiert aus Australien. Doch auch das traditionelle Kunsthandwerk wird heute wieder gepflegt, da man den immensen Wert dieser handbestickten Tücher zu erkennen begann. Ironischer Weise trugen gerade die schleppende wirtschaftliche Entwicklung und die fehlenden Investitionen in dieser Region zum Erhalt der handwerklichen Berufe bei. Obwohl die Mehrzahl der Sticker immer noch männlich ist, beginnen auch diese Traditionen langsam aufzubrechen und immer mehr Mädchen wird es ermöglicht, diese Kunst und nichts anderes ist die Stickerei in Kashmir, zu erlernen. Die allerfeinste Form der Stickerei aber, die „kanikar“ genannt wird, wird bis heute ausschließlich von Männern ausgeführt, da man Mädchen nicht die mentale Stärke zutraut.